Familien-Regenmaentel naehen 016

Eine Regenjacke nähen ist sicherlich kein kleines Anfängerprojekt, aber durchaus zu schaffen! Du brauchst Regenjackenstoff, unsere ultimativen Tipps und ein bisschen Geduld. Dann kannst auch du deine eigene Regenjacke nähen. Regenjackenstoff ist nicht das gleiche wie Softshell, denn für einen echten “Friesennerz” benötigst du richtig wasserdichten Stoff. Softshell ist lediglich wasserabweisend. Auch bei der Verarbeitung gibt es kleine feine Unterschiede. Aber mit unseren praktischen Tipps zum Nähen mit Regenjackenstoff kannst du gleich los legen!

Was ist Friesennerz bzw. Regenjackenstoff?

Im Gegensatz zu Softshell ist Regenjackenstoff richtig wasserdicht. Es kann also kein Tröpfchen Wasser durch den Stoff dringen, Wind auch nicht. Regenjackenstoff ist in der Regel außen beschichtet und hat innen eine Gewebeschicht (Polyester, Viskose oder Baumwolle). Es gibt auch transparente Regenjackenstoffe aus Kunststoffen (Polyurethan PU oder Vinyl PVC), diese haben dann keine Gewebeschicht. Regenjackenstoff ist nicht oder nur sehr geringfügig atmungsaktiv. Typischer Regenjackenstoff heißt auch Friesennerz. Eine andere Art ist Oilskin, dies ist sozusagen der traditionelle Stoff für wetterfeste Kleidung und wird aus geölter Baumwolle hergestellt. Früher wurde diese “Ölkleidung” hauptsächlich von Fischern und Seeleuten getragen, heute findet man Oilskin auch in er Hobbynähwelt – wobei die leicht fettige Haptik nicht jedermanns Sache ist.
Regenjackenstoff kann gewaschen werden, aber mit dem Bügeleisen sollte man unbedingt weg bleiben. Nicht nur Regenjacken kann man aus diesem Material nähen – auch für Malkittel, Matschhosen, wasserdichte Wetbag Taschen, Tischdecken, Duschvorhänge, Wickelauflagen, Schutzbezüge für Fahrradsattel oder -kindersitze eignet sich Regenjackenstoff hervorragend.

Tipps zum Nähen von Softshell findest du hier!

Infos zu weiteren Stoffarten findest du hier im Stoffartenlexikon!

Regenmantel selbst naehen 041

Nähtipps für Regenjackenstoff

Hier kommen die ultimativen Nähtipps zur Verarbeitung von Friesennerz. Damit deine Regenjacke ein voller Erfolg wird!

In Kürze:

Friesennerz ist wasserdicht, winddicht, perfekt für Regenmäntel, Matschhosen, Tischdecken oder Duschvorhänge.

Wie wird Regenjackenstoff genäht?

  • Stichlänge 3,5 – 4
  • Fadenspannung ggf. leicht reduzieren
  • Nähfußdruck ggf. reduzieren
  • Universalnadel oder Mikrotexnadel Stärke 80-100 je nach Dicke des Stoffes
  • Stoffklammern statt Stecknadeln
  • Ggf. Teflonnähfuß verwenden
  • Nähte abdichten und speziellen wasserdichten Reißverschluss verwenden

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Tipp 1 – Rollen statt falten

Regenjackenstoff am besten gerollt lagern, bis du ihn vernähst. Wenn du ihn faltest, können unschöne Knicke zurück bleiben.

Tipp 2 – Waschen

Regenjackenstoff mit Gewebeschicht kannst du schonend in der Waschmaschine waschen. Bei transparenten Regenjackenstoffen macht das keinen Sinn, die kannst du einfach unter Wasser halten!

Tipp 3 – Bügeln

In der Regel vertragen sich Regenjackenstoff und Bügeleisen nicht gut. Es gibt Regenjackenstoff, den du auf niedrigster Stufe ggf. mit Backpapier oder feuchtem Tuch ganz vorsichtig abbügeln kannst. Probiere es am besten an einem Reststück aus, damit dir dein Nähprojekt nicht ans Bügeleisen schmilzt! Bügeln würde ich nur für das Aufbügeln von Nahtabdichtband und Verstärkung für Druckknöpfe/Ösen riskieren – ganz vorsichtig und mit niedriger Temperatur.

Tipp 4 – Stoffklammern

Stecknadeln bitte im Nadelkissen lassen. Verwende für Regenjackenstoff besser Stoffklammern und Nähgewichte, denn Stecknadeln hinterlassen feine Löcher! Schwierige Stellen z.B. beim Ärmel einsetzen oder beim Reißverschluss kannst du auch mit Näh-Klebeband wie Stylefix oder Wondertape sehr gut fixieren bevor du nähst.

 Das Klebeband gibts übrigens auch hier im Nähfrosch Shop.

Tipp 5 – Markieren

Zum Markieren von Regenjackenstoff mit Geweberückseite am besten mit Kreide auf der linken Seite markieren. Falls du einen Trickmarker verwenden möchtest, probiere zuerst an einem Reststück aus, ob er sich wieder entfernen lässt!

Tipp 6 – Zuschneiden

Mit einer scharfen Schere oder Rollschneider lässt sich Regenjackenstoff gut schneiden. Wähle die Nahtzugabe nicht zu knapp.

Tipp 7 – Nadel

Um Fehlstiche zu vermeiden, verwende eine Mikrotex Nadel (Stärke 80-90 ist meist ausreichend) oder ggf. eine Universalnadel. Die Nadel sollte schön spitz und noch nicht zu stumpf genäht sein.

Tipp 8 – Garn

Neben einer spitzen Nadel ist auch glattes Garn beim Nähen von Regenjackenstoff hilfreich. Greife zu hochwertigem (Marken-)Garn, damit dein Nähstück gelingt und haltbar ist.

Tipp 9 – Optimale Einstellungen

Probiere am besten die Nähmaschineneinstellungen an einem Reststück aus, um Fehlstiche zu vermeiden – denn diese hinterlassen Löcher. In der Regel kommst du mit einer etwas reduzierten Oberfadenspannung und der Stichlänge 3,5 – 4 gut hin. Ein Obertransportfuß oder Teflon-Nähfuß kann ggf. das Stichbild verbessern. Möchtest du z.B. eine gefütterte Jacke nähen, dann teste auch an einem Reststück, wie sich die verschiedenen Stoffe beim Nähen mit deiner Maschine verhalten. Finde die optimale Fadenspannung, Stichlänge und Nähfußdruck heraus. Eine Overlock benötigst du in der Regel nicht, vor allem nicht bei transparenten Regenjackenstoffen.

Tipp 10 – Dicke Stellen

Du kannst an einem Reststück ausprobieren, wie deine Nähmaschine mit mehreren Stofflagen zurecht kommt. Je nach Maschine kann es an manchen Stellen kniffelig werden, wenn mehrere Lagen aufeinander Treffen. Es hilft langsam zu nähen und ggf. eine “Hebamme” zum Höhenausgleich beim Nahtanfang/-ende oder vor dicken Stellen zu verwenden.

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Tipp 11 – Nicht versäubern

In der Regel musst du die Kanten von Regenjackenstoff nicht versäubern, brauchst keine Overlock und kannst alles mit der normalen Nähmaschine nähen.

Tipp 12 – Nähte abdichten

Vollständig wasserdicht wird Regenkleidung durch das Abdichten der Nähte mit speziellem Nahtabdichtband zum aufbügeln (vorsichtig und nicht zu heiß!). An schwierigen Stellen wie der Armkugel kannst du auch flüssigen Nahtdichter verwenden. Wichtig ist, dass die Naht zum Auftragen unter Zug steht und ihrer vorgegeben Form folgt.

Tipp 13 – Reißverschlüsse abdichten

Wenn dein Nähwerk wirklich wasserdicht werden soll, musst du dich auch um die Schwachstelle Reißverschluss kümmern. Am besten verwendest du Schnittmuster, bei denen die Reißverschlüsse durch einen Übertritt verdeckt, und so vor Wind und Wetter besser geschützt sind. Oder du verwendest spezielle wasserdichte Reißverschlüsse.

Tipp 14 – Nicht unnötig absteppen

Jedes Löchlein macht den Stoff weniger wasserdicht und du musst jede Naht mit Band abdichten. Verzichte also auf dekoratives Absteppen von Nähten!

Tipp 15 – Weniger Schwitzen

Echter Regenjackenstoff ist dicht – und nicht atmungsaktiv. Du kannst z.B. Lüftungsschlitze unter den Armen und/oder am Rücken einbauen und ein Futter aus Netzstoff in Erwägung ziehen.

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Video mit Stoffpalast

Es geht in dem Video über das Nähen im Herbst, über Regenmäntel zum selber Nähen und Regenjackenstoff. Im Video erfährst du so einige Tipps zur Verarbeitung dieses spannenden Materials!

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