Das Einfädeln der Overlock gilt allgemein als “schwierig”. Doch mit dieser Anleitung wird dir das Einfädeln in der richtigen Reihenfolge von nun an gut gelingen! Denn egal welches Overlock Modell du besitzt, jede Overlock wird im Prinzip gleich eingefädelt – ob die Overlock nun von Babylock, Gritzner, Pfaff, Medion, W6, Singer, Juki, Bernina, Privileg, Husklock, Elna oder einem anderen Hersteller ist. Hab keine Angst vor dem Einfädeln oder Umfädeln zu einer anderen Farbe oder wenn der Faden der Overlock gerissen ist: Mit dieser Schritt für Schritt Anleitung zum Overlock Einfädeln geht es ganz leicht! Und zum Schluss zeige ich dir noch, wie man die Overlock mittels Knotentechnik ganz easy umfädeln kann, einfach durch anknoten.
Tipp: Es ist nicht nötig, immer alle 4 Fäden neu einzufädeln, wenn man die Farbe wechseln möchte. Ich selbst bestücke die beiden Greifer immer mit schwarz oder weiß und wechsle nur die beiden Nadelfäden bunt aus. Das macht auch das Umfädeln weniger nervig und ich benötige nur je 2 Konen in der gewünschten Farbe. |
Wann lässt sich eine Overlock leicht einfädeln?
Es gibt prinzipiell zwei verschiedene Arten, wie Overlocks eingefädelt werden. Entweder das ganze passiert händisch, oder du hast dir ein Modell mit Lufteinfädelung ausgesucht. Bei letzterem aktivierst du die Lufteinfädelung, bringst den Faden zum entsprechenden Loch und schwubs wird der Faden automatisch durch gepustet und das Einfädeln der Greifer ist geschafft. Wenn die Lufteinfädelung nicht (mehr) funktioniert weil sich z.B. Fussel abgesetzt haben, stehst du allerdings vor einem Problem.
Beim händischen Einfädeln kommt die Schwierigkeit ganz klar daher, ob du die entsprechenden Stellen gut erreichen kannst oder halt nicht. So simpel ist das. Und wann kannst du die Stellen durch oder an die der Faden muss gut erreichen? Wenn du dir den entsprechenden Komfort gekauft hast. Eine günstige Maschine ist beim Einfädeln immer mit Fummelei verbunden. Der Untergreifer verbirgt sich halb unter der Stichplatte und da bleibt er. Man muss sich ein bisschen verrenken, vielleicht braucht man 2 Versuche weil der Faden schnell weg flutscht statt durch diese eine Öse. Hat man ein Mittel- oder Oberklasse Overlockmodell gestaltet sich das Ganze einfacher. Klappen lassen sich weiter öffnen, Einfädelhilfen für den Untergreifer herausklappen und plötzlich rutscht der Faden ganz leicht da hin, wo er soll!
Hier findest du meine Tipps und Checkliste für den Kauf deiner Overlock, die perfekt zu dir passt.
Vergleich Einfädeln einer günstigen und einer mittelklasse Overlock
Sieh dir dazu das Bild unten von der Bernina L460 als Beispiel an, sie lässt sich wirklich gut öffnen und man kommt an die entsprechenden Stellen super komfortabel ran. Mit dem kleinen weißen Hebelchen lässt sich ein Teil des Greifers (mit dem einen roten Punkt) noch raus klappen, so dass man den in der Zeichnung rot markierten Faden hier super easy an die entsprechende Stelle führen kann. Es lässt sich sogar noch mehr an der Maschine öffnen, was beim Reinigen echt praktisch ist.
Hier unten noch ein Bild meiner günstigen Singer Overlock, bei der alles schon enger ist, und man ganz schöne Fingerfertigkeiten zum Einfädeln braucht. Die Maschine sieht auf den ersten Blick vielleicht weniger “einschüchternd” aus, einfach weil man weniger sieht. Aber tatsächlich ist das vom Komfort her eher ein Nachteil. Zum Beispiel lässt sich hier kein Greiferteil heraus klappen, sondern man muss die in der Zeichnung gelb und rot markierten Fäden irgendwie allein durch die Löcher bekommen. (Die zwei Glöckchen hat meine Tochter fürs Bild aufgehängt, die behindern natürlich beim Nähen und gehören da nicht hin!)
Hier unten nochmal eine Nahaufnahme. Da sieht man, dass das Garn (gelb) um den Greifer geschlungen und durch ein Loch geführt werden muss. Das ist wirklich ein bisschen kniffelig.
Schritt für Schritt die Overlock einfach einfädeln
Egal welches Modell man besitzt, eine Overlock funktioniert vom Prinzip her immer gleich. Das heißt auch, jede Overlock wird eigentlich gleich eingefädelt, denn der Stich der Overlock legt die Reihenfolge des Einfädelns fest! Der Untergreiferfaden muss über dem Obergreiferfaden liegen, also muss der Obergreifer zuerst und der Untergreifer danach eingefädelt werden. Die Nadeln kommen zum Schluss.
Tipp: Lege dir die Gebrauchsanweisung zu deiner Maschine zurecht und halte dich beim Einfädeln ganz genau an das Einfädeldiagramm deiner Maschine! Jede Öse und jede Führung muss in der richtigen Richtung besetzt sein, abhängig von dem Stich den du verwenden möchtest. |
Keine Angst, so oft muss man eine Overlock nicht neu einfädeln. Hier spreche ich aus Erfahrung! Wenn man gutes Garn benutzt reißt so schnell kein Faden. Lediglich wenn die Rolle leer ist, muss man neu einfädeln oder mit der Knotentechnik umfädeln. Oder eben wenn man eine andere Farbe braucht. Hier reicht es sogar meist, nur die Nadelfäden umzufädeln. Dann geht es ganz besonders schnell.
Tipp: Mit einer langen gebogenen Pinzette geht das Einfädeln viel leichter als mit den Fingern! |
1) Vorbereitung
Bevor du lost legst, solltest du folgendes vorbereiten:
- Lege dir die Bedienungsanleitung bereit, genauer gesagt sieh dir das Einfädelschema an.
- Schalte vor dem Einfädeln die Overlock aus.
- Ziehe den Fadenbaum mit der Teleskopstange voll aus.
2) Garn sicher aufstellen
Stelle die Konen mit Garn sicher auf die Garnrollenhalter. Wackelt das Ganze, so kannst du je ein Hütchen unter die Konen klemmen, so dass jede Garnrolle gut steht und nicht herum tanzt. Verwendest du Bauschgarn oder Effektgarn, kann ein Garnnetz hilfreich sein. Es stellt sicher, dass das Garn gleichmäßig abrollt, die Spannung stimmt und es sich nicht auf dem Weg in die Overlock schon verheddert. Überprüfe nochmal, dass der Fadenbaum mit der Teleskopstange vollständig ausgefahren ist.
Tipp: Wähle beim ersten Mal einfädeln die Garnfarben wie im Diagramm. So kannst du ganz leicht erkennen, ob du mit dem jeweiligen Faden den richtigen Weg genommen hast. |
Hier gehts zu meiner Buchempfehlung für die Overlock: “Overlock rockt”!
Führe die Nähfäden dann nacheinander erst hoch an den Baum, und dann runter zur Maschine und durch die jeweilige Klammer oder Rille (Vorspannung) zu den Spannungsscheiben. Im Bild unten siehst du bei der rechten Kone, wie es nicht geht. Unten im Bild ist an der Klammer mit dem roten Punkt eine Schlaufe entstanden. Das darf natürlich nicht sein!
Tipp: Halte mit der linken Hand das Garn etwas auf Spannung, während des Einfädelns. Stelle sicher, dass das Garn gut zwischen die Spannungsscheiben rutscht. Siehe dazu den nächsten Abschnitt. |
3) Nähfuß hoch oder runter?
Eine Overlock kannst du mit gehobenem oder gesenktem Nähfuß neu einfädeln. Wenn du den Nähfuß hebst, wird automatisch die Fadenspannung gelockert, also diese Scheiben, zwischen die der Faden rutschen muss. Bleibt der Nähfuß unten, sind die Scheiben fest zusammen gepresst. Andererseits wenn der Nähfuß unten ist, hast du bei den Nadeln mehr Platz zum rangieren und triffst vielleicht das Öhr besser. Du siehst, es gibt Vor- und Nachteile.
Tipp: Wichtig ist, dass die Fäden am Ende genau zwischen den Fadenspannungsscheiben oben liegen. Das kannst du auf zwei Arten erreichen:
Möglichkeit 1: Nähfuß unten lassen. Nun händisch die Fadenspannungen lockern (auf 0 stellen), alles einfädeln und danach die Spannung wieder auf die üblichen Werte hoch drehen. So kann man locker ohne Spannung einfädeln und alles rutscht ordentlich an Ort und Stelle. Und an den Nadeln hat man dank gesenktem Nähfuß auch genug Platz. Möglichkeit 2: Nähfußgymnastik auf und nieder. Zunächst den Nähfuß anheben. Die Fadenspannungsscheiben lockern sich dadurch automatisch. Du kannst nun einfädeln und die Fäden werden leicht zwischen die gelockerten Spannungsscheiben rutschen. Wenn du an den Nadeln nicht genug Platz hast, senke einfach den Nähfuß wenn du an der Nadel einfädeln willst! Für die zweite Nadel nimmst du den Nähfuß erst wieder hoch, damit der Faden oben an seinen Platz rutschen kann, und dann senkst du den Nähfuß wieder, wenn du die Nadel einfädelst. |
Achtung: Das Nähfüßchen zu heben bewirkt, dass die Spannungsscheiben sich lockern und der Faden dazwischen rutschen kann. Zumindest bei den meisten Overlocks! Bei einigen Modellen kann es nötig sein, die Fadenspannung auf 0 zu drehen, wie z.B. bei meiner Singer Overlock. Es gibt auch Overlocks (z.B. von Gritzner) mit einem “Fadenspannungslüfter”. Dieser Knopf muss dann während des Einfädelns gedrückt gehalten werden, damit der Faden zwischen die Spannungsscheiben rutschen kann.
Lies also auf jeden Fall in der Bedienungsanleitung, ob bei deiner Overlock irgendwelche Besonderheiten gelten!
3) Reihenfolge beim Einfädeln
- Obergreifer (blau)
- Untergreifer (rot)
- Rechte Nadel (grün)
- Linke Nadel (gelb)
Bei anderen Stichen als der normalen 4-Faden Naht/Überwendlichstich, die mit nur einem Greifer oder nur einer Nadel oder einer Kombination aus beiden gebildet werden, ist immer zuerst der/die Greifer und dann die Nadel(n) einzufädeln. (Bei Maschinen mit Lufteinfädelung ist die Reihenfolge beim Einfädeln egal.)
Halte dich beim Einfädeln genau an das Einfädeldiagramm deiner Maschine. Führe den Faden entsprechend der Nummerierung durch alle Stationen, bevor du mit dem nächsten Faden weiter machst. Lasse keine Öse, Häckchen oder Klammer aus.
4) Greifer einfädeln
Für das Einfädeln des Obergreifers drehe das Handrad zunächst so lange zu dir, bis der Obergreifer sich nicht vor den Nadeln befindet. Führe das Garn dann über den Fadenbaum, durch die Vorspannung und die Spannungsscheiben und dann entsprechend des Einfädeldiagramms durch den markierten Weg (blau).
Der Untergreifer ist der “schwierige” Teil. Drehe erst mal das Handrad zu dir, bis der Untergreifer möglichst weit rechts steht. Das Garn dann über den Fadenbaum, die Vorspannung und die Spannungsscheiben führen, und dann dem Diagramm folgend. Bei meiner Bernina Maschine gibt es eine Einfädelhilfe für den Untergreifer, die man über einen kleinen Hebel (weiß mit rotem Pfeil) betätigt. Der Faden läuft dann durch das Öhr des Untergreifers und sollte nach dem Einfädeln oberhalb des Obergreifers liegen.
Wenn du die Greiferfäden eingefädelt hast, enden sie am Nähfüßchen. Du kannst die Fäden einfach ein bisschen nach hinten ziehen und dort hängen lassen. Als nächstes werden dann die Nadeln eingefädelt. Lasse die eingefädelten Nadelfäden dann auch ein bisschen nach hinten hängen.
5) Nadeln einfädeln
Zum Einfädeln der Nadeln drehe das Handrad zu dir, bis die Nadeln in der höchsten Position stehen. Führe das Garn für jeden Nadelfaden erst über den Fadenbaum, durch die Vorspannung und die Spannungsscheiben. Dann weiter anhand des Einfädeldiagramms deiner Maschine. Wenn du an den Nadeln angekommen bist, kannst du das Nähfüßchen auch senken, damit du mehr Platz hast.
Fädle nacheinander das Garn durch das Nadelöhr. Für das Einfädeln der zweiten Nadel dann ggf. erst wieder das Nähfüßchen heben, damit der Faden zwischen die Spannungsscheiben rutschen kann.
6) Die ersten Stiche – Fadenraupe bilden
Wenn beide Greifer und die Nadeln eingefädelt sind, muss die Fadenraupe gebildet werden. Drehe dazu die Fadenspannung wieder auf die richtigen Werte, falls du sie zuvor auf 0 gestellt hast. Senke das Nähfüßchen, falls es noch oben ist.
Halte alle 4 Fäden hinter dem Nähfuß ein wenig fest, und drehe das Handrad oder nähe mit dem Fußpedal ein bisschen, so dass sich die Fäden verketteln und sich eine Fadenraupe bildet. Nun kannst du mit einem Probestück Stoff testen, ob die Naht gut aussieht und die Fadenspannungen stimmen.
Overlock umfädeln mit Anknoten
Die Knotentechnik kannst du immer dann anwenden, wenn die Overlock bereits eingefädelt ist. Im Prinzip wird das neue Garn an das alte dran geknotet und dann durchgezogen. Das funktioniert besonders bei den Greiferfäden gut. Bei den Nadelfäden bitte nur den Knoten bis an die Nadel ziehen, nicht durch das Öhr. Der dicke Knoten kann sonst die Nadeln verbiegen.
- Gehe in der gleichen Reihenfolge vor wie beim Einfädeln: Obergreifer, Untergreifer, rechte Nadel, linke Nadel
- Schneide das alte Garn an der jeweiligen Kone ab und lass genug hängen, so 10 cm sollten noch da sein
- Setze die neue Kone an den Platz
- Verknote das neue Garn mit dem alten Garn mit einem Knoten, dieser sollte aber fest sein
- Schneide die überstehenden Fäden 1-2 mm vom Knoten entfernt ab, so lässt es sich besser durchziehen
- Greifer: Hebe den Nähfuß, oder nähe los, das neue Garn zieht sich nun einfach mit durch. Wenn du es unten am Nähfuß in der Raupe siehst, kannst du den nächsten Faden anknoten
Nadel: Hebe den Nähfuß, ziehe dann den Faden langsam durch bis der Knoten vor dem Nadelöhr steht. Ziehe den Knoten nicht durchs Nadelöhr. Schneide dann einfach den Faden mit dem Knoten ab und fädle den Faden in die Nadel ein.
Pflege der Overlock
Eine Overlock näht in hoher Geschwindigkeit Massen an Stoff. Natürlich braucht so ein Gerät dann ein bisschen Pflege. Bezüglich ölen oder nicht, würde ich mich in jedem Fall an das halten, was in der Gebrauchsanweisung deiner Maschine steht. Im Zweifel lieber den Fachmann machen lassen. Gegen eine regelmäßige Wartung hat deine Maschine sicherlich auch nichts einzuwenden.
Overlock reinigen
Reinigen muss man die Overlock definitiv und auch recht häufig. Mach einfach ab und zu die Klappe auf und schau mal, was sich unter der Haube so angesammelt hat! Jede Menge Flusen, Fussel und Fadenreste warten hier auf dich. Bitte tu deiner Maschine einen Gefallen und verwende keine “Puste”-Geräte. Diese pusten nämlich den Dreck einfach nur richtig tief in die Maschine rein, und da willst du sie nicht haben da sie dort Schaden anrichten können. Raus mit dem Dreck!
Ausnahme ist eine Overlock, bei der du mehrere Klappen öffnen kannst, und so die Fussel sichtbar “durch pusten” kannst, so dass sie auf der anderen Seite raus kommen! Es gilt auch hier: Mit einer teurerern Overlock kaufst du dir mehr Komfort, auch beim saubermachen. Man kommt einfach besser überall hin, als bei einer günstigen Maschine, die nicht weit zu öffnen geht.
Tipp: Ich verwende zum “Auskehren” meiner Overlock einen ganz normalen Pinsel, es funktionieren sowohl Borstenpinsel oder Haarpinsel. |
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