Endlich gehts wieder weiter! So viel Genähtes gab es in letzter Zeit, nun nehme ich euch mal wieder mit ins Warme, nach Indonesien. Genauer gesagt zum buddhistischen Tempel Borobudur auf Java! Alles im Rahmen meiner Serie “Indonesien mit Baby“, die einzelnen Berichte die bereits erschienen oder noch geplant sind, findet ihr hier aufgelistet.
Ebenfalls grob in der Nähe von Yogyakarta (kurz Yogya) findet man den pyramidenförmigen Tempel Borobudur. Wir besuchten ihn bei einem Tagesausflug ausgehend von Surabaya, den der indonesische Teil der Familie für uns organisiert hat. Die erste Station war der Tempel Prambanan über den ich das letzte Mal geschrieben habe, und die zweite eben der Tempel Borobudur, den wir in der Abendsonne bestaunen konnten. Der hier beschriebene Ausflug liegt einige Jahre zurück, denn bei unserem letzten Besuch in Indonesien mit Sophia (sie war gerade 1 Jahr alt) wollten wir lange Fahrzeiten meiden, zumal Sophia nicht besonders gut mit der Hitze draussen klar kam und haben daher keine Ausflüge ausserhalb Surabayas gemacht.
Die Aussicht vom Tempel war einfach toll. Man fühlt sich wie mitten im Urwald auf einem uralten Bauwerk, spürt quasi die Geschichte unter sich. Tja, das könnte natürlich dran liegen, dass man auf einem uralten Tempel mitten im Urwald steht. xD
Es ist jedenfalls unglaublich grün und die Luft schimmert bläulich. Man kann Reisfelder erahnen, viele Palmen und es ist einfach total nicht-deutsch. :D
Zurück zum Tempel. Borobudur ist also ein buddhistischer Tempel, im Gegensatz zu den anderen Tempeln die wir besucht hatten. Architektonisch unterscheiden sich diese sehr, die spitzen Bauwerke eines hinduistischen Tempels sieht man hier nicht. Vielmehr ist Borobudur pyramidenförmig, mit quadratischem Grundriss. Über Stufen kann man die einzelnen Ebenen erklimmen. Ich sag dazu mal so viel, es ist verdammt anstrengend, in dieser Hitze und dieser Schwüle viele viele viele Treppenstufen zurück zu legen. Ich dachte permanent ich kippe um. Vergeblich habe ich versucht hinter den glockenförmigen Dingern ein bisschen Schatten ab zu bekommen, aber das blöde wenn man ziemlich am Äquator ist, ist wohl, dass die Sonne halt Mittags DIREKT von oben kommt. Schatten war also nicht. Oder nur sehr wenig, da hätte ich mich schon auf den Boden kauern müssen. Und da wäre ich wohl nicht mehr hoch gekommen! :D Ich habe nur ganz wenige Fotos vom Tempel gemacht, weil ich einfach völlig im Eimer war… Und auf Fotos drauf bin ich gar nicht. Mit hochrotem Kopf, nach Luft schnappend, verschwitzt und ständig Wasser trinkend war ich nicht wirklich ein tolles Fotoobjekt! Außerdem war ich zu der Zeit noch für die Fotos zuständig, der Mann stand damals noch lieber posender Weise VOR der Kamera statt wie jetzt dahinter. ;)
Ok ok, ein Foto gibts von mir. Typisches Tourifoto. Wollt ihr es sehen? Ich höre euch grade “ja” schreien.. Schon gut, hier ist es:
Gebaut wurde Borobudur vermutlich irgendwann zwischen den Jahren 750 und 850, also ziemlich um die Zeit, zu der auch der hinduistische Tempel Prambanan in der Nachbarschaft errichtet wurde. Es ist unklar, ob es zu dieser Zeit rivalisierende Herrscher gab (buddhisthisch und hinduistisch) und ob der eine Tempel ein Nachbau des anderen war, oder ob die beiden Glaubensrichtungen friedlich nebeneinander coexistierten und eben gerade zufällig ein Tempel für jede Richtung erbaut wurde. Dieses Zusammengemisch von Glaubensrichtungen, welches man in Indonesien überall fand und findet, finde ich sehr spannend! Obwohl es ein richtiges Pulverfass sein müsste, ist es doch recht friedlich.
Wie auch Prambanan, wurde Borobudur verlassen und dem Verfall preisgegeben. Dies könnte mit der Verlagerung des Machtzentrums zu tun haben, und/oder mit dem Ausbruch eines Vulkans in unmittelbarer Nähe. Ebenfalls wie Prambanan, geriet Borobudur nicht vollkommen in Vergessenheit. Ein Netz aus Erzählungen und Sagen spannte sich um den von Vulkanasche und Urwald bedeckten Tempel. In der Literatur wird vom “Borobudur Hügel” gesprochen, er war also nicht mehr als Tempel zu erkennen. 1814 wurde der Tempel von den Briten wieder entdeckt, die da gerade in Indonesien herrschten und im Urwald herumstromerten. Dabei stolperte eben einer über den Tempel und entdeckte ihn. Lange wurde der Tempel dann von Souvenir-Jägern besucht und in Stücken mitgenommen. (Da würde Sophia auch sofort mitmachen. Die schleppt momentan ständig Steinchen mit sich rum!) 1882 wurde empfohlen, Teile des Tempels an Museen zu übergeben weil man ihn wegen der vielen fehlenden Teile ja doch nicht mehr aufbauen könnte. Ein weiterer Gutachter entschied jedoch, das man den Tempel intakt lassen sollte. Trotzdem wurden weiter Souvenirs mitgenommen, sogar andere Herrscher, die grade zu Besuch waren, nahmen sich mal eine Ladung Statuen oder ähnliches mit. Einige davon kann man inzwischen in Museen in Bangkok, oder London oder Amsterdam bewundern. Schließlich wurde beschlossen, den Tempel zu restaurieren. Zunächst fokussierte man dabei, die Gefahrenquellen (Einsturz!) zu beseitigen und alles zu säubern. Danach wurde nochmal richtig restauriert, weil wohl wieder Mauern abgesackt waren und so weiter. Der erste Plan war übrigens, ein großes von Säulen gestütztes Zinkdach drüber zu bauen, um den Tempel vor Witterung zu schützen! Zum Glück wurde dies nicht durchgeführt… 2010 musste wieder gesäubert werden, nachdem saure Asche von einem Vulkanausbruch auf den Tempel niedergegangen war. Never ending story!
Der Tempel besteht aus 9 Stockwerken (sag ich ja, viele Treppen!!!) auf einer Basis von 123m Länge. Es gibt Galerien, die das Leben Buddhas beschreiben und viele viele viele von diesen Glockendingern, genannt Stupas, welche die Haupt-Stupa umrahmen. Diese misst übrigens ganze 11 m im Durchmesser, ist aber leider leer. In einigen der anderen Stupas stehen Buddha-Figuren, manchen fehlt der Kopf (geklaut?) und sie sind in verschiedenen Posen dargestellt. Die Stockwerke sind in 3 Bereiche geteilt, die das Universum nach buddhistischem Glauben darstellen. Demnach gibt es eine Welt, die unterste, in der die Menschen leben, eine Übergangswelt in der Menschen von ihrem Körper und weltlichen Dingen gelöst werden und die Welt der Erleuchtung, der Götter.
Heute wird einmal im Jahr ein buddhistisches Fest im Tempel begangen und der Tempel ist somit wieder “in Betrieb”, nachdem er über 1000 Jahre komplett in Vergessenheit war. Ansonsten strömen Touristenmassen auf die Anlage. Der Tempel war 1985 Ziel eines Bomenanschlags, der Verantwortliche wurde damals gefasst. Gerade habe ich beim recherchieren gelesen, dass im August 2014 (also JETZT!) die Sicherheitsvorkehrungen wieder verschärft wurden, da in irgendeiner Social Media eine Drohung ausgesprochen wurde, religiöse Statuen in Indonesien zu zerstören o.O
Wieder sehr ein spannender Bericht! Danke!
LG Mel
ich durfte den Tempel vor etlichen Jahre Sonnenaufgang besuchen. Ein wunderschönes Erlebnis. Danke, dass du es mir wieder ins Gedächtnis gerufen hast mit deinem Artikel.
ein toller Bericht und grossartige Fotos. Danke, dass du uns mit auf euren Ausflug genommen hast