Die Sache mit den Ärschen
Ich entschuldige mich für die Wortwahl, aber es passt einfach zu gut. Es geht heute um Hintern am Pool. Knackpopos im Sonnenuntergang. Ärsche vor Landschaft. Scheinbar ist es absolut in, das durchtrainierte Hinterteil auf Insta in Szene zu setzen. Zumindest kam es uns in Hotels und an HotSpots auf Bali so vor. Ist das die Zukunft von „Urlaub“? Man geht dort hin, wo man sich und die rückwärtige Schwungmasse am besten in Szene setzen (lassen) kann? Will man das?!
Was bringt denn so ein Profil voller Po-Bilder? Klar, wenn man viel trainiert, will man den bestimmt einfach zeigen. Der Sport ist vielleicht wichtiger Lebensinhalt und natürlich darf auch jeder wie er mag. Ich hab ja gar nix gegen ein ästhetisches Arsch-Foto. Da kann man schon mal neidisch werden! Ganz klar. Respekt vor der Disziplin, ich verneige mich. Meine rückwärtige Schwungmasse wird niemals so aussehen.
Aber es war ja nicht EIN Hintern, der vor meinen Augen hin und her geschaukelt ist. Nein, von den ersten Tagen auf Bali war ich dieses Mal etwas äh nennen wir es überrascht. Dann haben wir uns langsam an den Anblick gewöhnt. Diese MENGE an absolut leicht bekleideten Ärschen die sich fotografieren lassen! Da sieht man den Hintern vor lauter Po nicht mehr. Im Ernst! Wir planschen mit den Kindern im Pool, und egal wo man hin sieht, steht eine Dame und lässt sich von einem Typ die Rückseite fotografieren. Da wurde gepost, rausgestreckt und in Szene gesetzt.
Die Kinder und die Insta-Boyfriends
Und das zugehörige Kind, welches zu alt für ach so süße Baby Fotos war, das wurde hinter einem Stein versteckt. Oder eine andere Dame hat ihre Tochter einfach im Schwimmring auf dem Pool treiben lassen, immer so, dass sie weit weg genug war um nicht zu „stören“ wenn Mutti den Po völlig natürlich aus dem Wasser hebt. So halb-im-Wasser-halb-Draussen-Fotos kommen halt gut. Da muss man Prioritäten setzen. Und die Kinder waren offenbar keine.
Dann wären da noch die sogenannten Insta-Boyfriends. Also die Kerle, deren einzige sichtbare Qualität darin besteht, ein Handy hochkant zu halten und auf den Auslöser zu drücken. Die haben echt den ganzen Tag nix anderes gemacht, als ihre Herzensdame zu fotografieren! Nun ja. Wenigstens hatten die Boyfriends keine Strings an. ;)
Jeder wie er mag
Nix gegen Strings und Badeanzüge und was weiß ich. Von mir aus auch Taucheranzug oder Burkini. Mir ist es völlig wurscht, mit was für einer Kleidung jemand baden geht oder sich sonnt oder herum läuft. Im Regelfall merke ich das gar nicht, weil es mich halt nicht interessiert. Aber wenn es so übertrieben inszeniert wird für 3 Instagram Bilder, wenn z.B. Teile des Pools nicht nutzbar sind weil die Damen mit je einem Fotograf und diversen Stativen, Reflektoren und Kameras Schlange stehen für ein Arsch-mit-Panorama-Bild, dann geht mir das ganz schön auf die Sehnerven.
So kommt der Popo aufs Foto
Übrigens kann man den Hintern auch selbst fotografieren, hab ich gelernt. Da steht so eine Tante mitten im Pool, in einer Hand die Unterwasserkamera hinter sich, in der anderen Hand das Handy. Ich hab ne Weile gebraucht bis ich es verstanden habe. Die hat hinten ihren Po fotografiert und das ganze per Lifeview auf dem Handy in der Hand beobachtet!
Oder die Dame, die im wirklich knappen String bäuchlings auf dem Liegestuhl lag. Allerdings war sie halb runter gerutscht und lag so über dem Fußende abgeknickt. Die Beine leicht geöffnet. Es sah extrem unbequem aus. Aber die Sonne schien in dieser Haltung wohl perfekt auf den Hintern. Der muss ja auch gut gebräunt sein, schließlich wurden später Fotos gemacht.
Es ist nicht so, als hätte ich nix anderes zu tun gehabt, als die Damen zu beobachten. Man konnte einfach nicht vorbei schauen. Es gab in keinem der 4 Hotels in denen wir waren eine Möchtegern-Influenzer freie Zone im/am Pool. Oder an diversen Hotspots. Wir lagen zum Beispiel gemütlich im Liegestuhl, die Kinder aßen Pizza Margharita-ohne-Grünzeug-oder-Käse, wir betrachteten wie die Sonne vor uns ins Meer plumpst. Romantischer Sonnenuntergang. Neben uns 2 Weiber mit zugehörigen Kerlen. Die Weiber posen um die Wette, mal mit Po, mal ohne, und die Kerle knipsen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Menschen überhaupt wahr genommen haben, wo sie sind und wie schön es war. Das ist doch einfach nur schade! Man fährt ans andere Ende der Welt, und alles nur für ein Popo Foto?
Tja wenns das ist was von der Masse gewünscht wird, dann sollte ich Stefan mal fragen, ob er nicht ein paar Tipps vom Profi geben möchte, wie man Arschfotografie betreibt. Das wäre vielleicht DER Blogartikel schlechthin.
Wenn du generell Tipps vom Profi rund um die Fotografie haben möchtest, dann schau doch mal hier.
„Influenzer“ nur mit Knackpo?
Ist es das, was „die Leute“ sehen wollen? Keine lustigen oder ernsten Geschichten, keine Erfahrungen, oder das echte Leben? Sondern nur weiblicher Arsch vor Landschaft? Sind das diese berühmten erfolgreichen Influenzer? Sind das die, die sich die Teenies heutzutage als Vorbild nehmen? Au weia.
Ich weiß ja nicht. Braucht ein Hotel oder ein Touri-Hotspot zig Arschfotos als Werbung? Was ist das denn für eine Werbung, was zieht das denn für Leute an? Braucht man diese Massen an Touristen, die nur irgendwohin fahren, weil man da ein gutes Foto für Insta schießen kann? Ob mit Hintern oder ohne. Ich denke da an die zertrampelten Mohnfelder, ich denke an Menschen die auf Denkmäler klettern weil man da die bessere Perspektive findet, ich denke an Touristen, die in heilige Quellen springen oder in Tempeln komische Yoga-Posen machen, weils auf Instagram gut kommt. Ob das für die Einheimischen die dort beten so gut kommt, wage ich mal zu bezweifeln. Mit Reisen hat das meiner Meinung nach auch nix zu tun, wenn man nur Fotospots sucht und die Kultur oder Landschaft einen nicht interessiert. Und mit Urlaub auch nicht, denn Fotospots suchen und den Hintern täglich zu trainieren ist eher ein fulltime Job wie mir scheint.
Nähfrosch bleibt Arsch-freie Zone
Ich hab mehr zu bieten glaub ich. Mehr Arsch auf jeden Fall! ;) Ich möchte im Urlaub mit meiner Familie zusammen sein. Ich möchte mit meinen Kindern im Pool toben – auch wenn ich dabei den uncoolen Mutti-Tankini trage, der aber dafür bestimmt nicht runter rutscht wenn der Kleine auf meinem Rücken sitzt. Ich möchte mich auf Reisen mal entspannen, ich möchte Landschaften sehen, mit den Kindern erkunden und die Kultur und Menschen kennenlernen.
Klar entstehen bei uns auch Fotos. Manche sind privat, manche teile ich sehr gerne mit euch, immer mit einer witzigen Story, Gedanken oder einer Erfahrung die damit zusammen hängt. Bei manchem wird eins der Kinder mit im Bild sein, weil sie halt nun mal um uns herum sind und wir sie nicht hinter Felsen verstecken. Logisch nutze ich eine tolle Kulisse auch, um z.B. Fotos von genähten Klamotten zu schießen, ich wäre ja blöd, wenn nicht. Aber auf keinem Foto hier wird man meinen halbnackten Arsch sehen.
Wenn ich ein Hotel oder ein Ausflugsziel empfehle, dann weil es schön war mit der Familie dort zu sein. Und nicht, weil man dort die beste Po-Kulisse findet, oder DAS Foto schießen kann, nachdem man mit 3000 Menschen 10 Std angestanden hat. Ich teile gerne meine ehrlichen Erfahrungen und Tipps, auch unterhaltsame Geschichten mit euch.
Genau wie die andern Autoren hier bei Nähfrosch! Wir sind echt, nicht arschig.
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Achja, die Insta-Boyfriends. Seit einiger Zeit sehen wir die auf unseren Reisen leider immer wieder.
Ganz krass war es in Taipeh. Dort gibt es den „Elephant Mountain“ und dort eine bestimmte Position auf einem Felsen, von dem man das Hochhaus „Taipei101“ perfekt mit sich selbst in Szene setzen kann. Natürlich kann auf diesem Felsen immer nur eine Person sitzen und dementsprechend lang (!) war die Schlange von Leuten, die gerne ein Foto von diesem Felsen hätte.
Mehr dazu auch in unserem Podcast „Welttournee“ – eigentlich schaffen wir es fast in jeder Folge, die besten Plätze für Insta-Boyfriends zu finden ;-)
Wichtig ist es, es auf dem Foto, für das man so lange angestanden hat, dann so aussehen zu lassen als wäre es eine TOTAL einsame Stelle und man hätte grade völlig entspannt meditiert oder so. :D
Schöner Artikel! Oh Mann, in einem solchen HOtel wäre ich nicht gerne!
LG
Ulrike
Och, die Hotels waren meistens richtig super! Und die Möchtegern-Influenzaaaa sind meist nur 1 Nacht geblieben und waren nach dem Frühstück wieder weg. ;)
Witzig dein Post… Ich hab kürzlich eine ähnliche Szene bei uns in einem Spassbad beobachtet. Im ganzen Bad herrscht absolutes Handy-Verbot. Zwei junge Frauen haben extra einen Moment abgepasst, wo kein Bademeister zu sehen war, um ganz schnell und heimlich eben jene Arschfotos zu machen. Ich fands sehr amüsant… da liegen wohl die Prioritäten heut einfach anders. Aber wie bei dir, wird man von mir ganz sicher auch keine Arschfotos vom Urlaub sehen (es sei denn, ich hätte ein Bikini genäht, aber auch dann glaub nicht). liebe Grüsse
Toller Artikel, hätte von mir sein können 😂 Ja, auch ich war einmal mit einem Insta-Mädel unterwegs und, ach… hat das GEDAUERT, bis ein „spontanes“ Foto endlich im Kasten war. Zertrampelte Landschaften, gefährliche Posen auf irgendwelchen Felsen, danach ganz viel Filter für die perfekte Inszenierung. Ja, Insta und ich werden wohl keine Freunde…
Lg Kasia
Herrlich geschrieben :-D Mich würde ja glatt interessieren, wie die Hotels das wohl finden, wenn zig Arschfotos zu den Hotels getaggt werden. Die Werbung ist ja eher so fürn Arsch :-D
LG, Nicole
So viel Arsch möchte man doch gar nicht sehen!
Dein Post ist prima und ich könnte ihn mir in einer Zeitung gut vorstellen. Nur leider lesen die Poknipser so etwas meistens gar nicht.
Ich lebe in Berlin und sehe hier oft Menschen, die sich in Szene setzen. Am besten finde ich, dass sie die Bilder mit einem Filter fotografieren, was am Ende nicht mal dem Original entspricht. Du würdest den Arsch nicht wiedererkennen.
Liebe Grüße
Andrea
Guten Morgen,
du hast mir den Tag versüßt. Eben noch schlechte Laune und jetzt ein Grinsen im Gesicht. Manche haben doch echt einen Knall. Also meinen Hintern bekommt definitv keiner zu sehen und ich möchte mir auch keine fremden Hintern ansehen. Total bescheuert.
Liebe Grüße
Silke
Ein Arsch in Ehren, kann keiner verwehren. Menschen lieben nun mal ästhetische Fotos und dazu gehören neben schönen Landschaften und toller Architektur auch schön geformte Menschen, egal ob Gesicht oder Hintern im Fokus stehen. Ich sehe auch nicht, wieso das in irgendeiner Weise schlimm sein sollte. Als Phänomen, mein ich. Dass die Fotostudio-Atmosphäre am Pool nervt, kann ich gut verstehen.
Dass jemand, der seinen Hintern in Szene setzt, nichts von der Landschaft mitbekommt, halte ich allerdings für ein etwas ignorantes Vorurteil. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein: Je mehr man/frau das fotografische Auge schult, desto besser nimmt man/frau die Umgebung wahr, auch wenn die am Ende einfach Hintergrund bleibt.
super artikel, ich musste viel lachen und hatte auch das eine oder andere deja vu ;) ich mag instagram ja sehr gerne und habe auch selbst einen account, aber was da immer mehr um sich greift, ist echt nicht mehr normal! wer sieht sich das an, diese ärsche und selfies ohne inhalt, ohne was zu sagen?
Instagram kann man so toll nutzen, z.b. für die urlaubsplanung oder für umweltschutzzwecke, da gibt es ganz tolle accounts. aber was manche leute draus machen, vor allem diese möchtegern-influencer, die dann auch noch hotels anschnorren, damit sie gratis urlaub machen können – ich hoffe, dass dieser trend bald wieder abflaut…
Na, wie gut das wir immer im Oktober nach Dänemark fahren 😉
Lach, da ist es einfach zu kalt für Pofotos. Meiner ist eh nicht vorzeigbar😂
Ich hab mich köstlich amüsiert über deinen Artikel.
Liebe Grüße, Marita