Damit du ein Bild richtig belichtest, musst du die Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit korrekt wählen. Aber was genau ist die Belichtungszeit eigentlich? Genau das erklären wir dir in diesem Artikel. Du wirst den Zusammenhang der Belichtungszeit zum ISO-Wert und zur Blende erfahren, wie du Verwackler und Bewegungsunschärfen vermeidest oder bewusst erzeugst und ganz konkret, wie du die Belichtungszeit an deiner Kamera einstellst. Unscharfe Bilder gehören damit der Vergangenheit an.

Belichtungszeit Fotografie

Lernziele dieser Lektion

  • Was die Belichtungszeit ist und wie sie kontrolliert wird
  • Wie du Verwackler vermeidest
  • Wie du Bewegungsunschärfen des Motivs vermeidest oder bewusst erzeugst
  • Wie du die Belichtungszeit an deiner Kamera einstellst

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Was ist die Belichtungszeit?

Die Belichtungszeit ist die Zeit, die der Bildsensor dem Licht durch das Objektiv ausgesetzt ist.

Der Mechanismus, der kontrolliert, wie lange Licht auf den Bildsensor fällt ist der sogenannte Verschluss. Deswegen spricht man synonym auch von der Verschlusszeit.

Die Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit ist Teil des Belichtungsdreieck der Fotografie, d.h. die drei Werte Belichtungszeit, ISO-Wert und Blende bedingen sich gegenseitig.

Belichtungszeit Belichtungsdreieck Fotografie

Info: Als Belichtungsdreieck wird in der Fotografie die Kombination aus Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert bezeichnet. Je nachdem wie man die 3 Werte einstellt ergibt sich eine unterschiedliche Belichtung und darüber hinaus auch unterschiedliche Bildwirkungen und Looks. Alle 3 Werte hängen voneinander ab.

Lies dir auch unseren Artikel über die Blende durch

Wie kann man sich den Ablauf der Belichtung vorstellen?

Bildsensor Belichtungszeit Verschlusszeit

Der Bildsensor einer Vollformat-Kamera

Hier in dem Bild seht ihr den Bildsensor einer digitalen Spiegelreflexkamera. Damit dieser nur für die eingestellte Zeit belichtet wird, fahren zwei Lamellen (Verschlussvorhang genannt) mit einem kleinen Schlitz über den Bildsensor. Vereinfacht kann man sagen, je kleiner dieser Schlitz, desto kürzer ist der Bildsensor dem Licht ausgeliefert und desto kürzer ist somit die Belichtungszeit.

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Belichtungszeit Verschlusszeit

Schaut euch einen kleinen Ausschnitt des folgenden YouTube Videos an, da kann man das Prinzip sehr einfach verstehen. Wir haben bereits zu der entscheidenden Stelle verlinkt.

Lies dir auch unseren Artikel über den Bildsensor durch

Welche Belichtungszeit sollte man einstellen?

Der häufigste Grund für unscharfe Bilder ist eine zu lange Belichtungszeit bzw. Verwackler. Aber die eine richtige Belichtungszeit gibt es nicht. Die Antwort auf die Frage lautet daher:

Es kommt drauf an.

Denn eines ist klar: Belichtet man zu lange, ist die Aufnahme zu hell und womöglich verwackelt. Belichtet man zu kurz, ist das Bild unter Umständen zu dunkel. Es gibt hier zwei Szenarien:

Fotografieren mit Stativ und fotografieren aus der Hand.

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Belichtungszeit

Lies dir auch die 10 besten Fotografie-Tipps durch

Fotografieren mit Stativ

Beim Fotografieren mit Stativ oder wenn die Kamera auf festem Boden abgelegt ist, kann man das volle Spektrum der Belichtungs- bzw. Verschlusszeiten nutzen ohne Gefahr zu laufen, das Bild zu verwackeln. Es sind somit auch Belichtungszeiten von mehreren Sekunden möglich um bspw. nachts eine Großstadt mit ihren zahlreichen Lichtern zu fotografieren oder Aufnahmen eines Sternenhimmels zu machen. Hier müsst ihr ein wenig bei der Belichtungszeit herumexperimentieren, wann das Bild zu hell oder zu dunkel wird.

Das Fotografieren mit Stativ und langen Belichtungszeiten eliminiert die Unschärfe aufgrund von eigenen Verwacklungen. Was es aber nicht eliminiert ist die Bewegungsunschärfe. Denn Personen oder Autos halten nicht für mehrere Sekunden still und sind somit unter Umständen verschwommen auf den Bildern zu sehen.

Fotografie Bewegungsunschärfe

Belichtungszeit: Bewegungsunschärfe aufgrund langer Belichtungszeit und sich schnell bewegendem Motiv

Diesen Effekt macht man sich aber auch zu Nutze. Beispielsweise bei Aufnahmen mit Wasser, wenn die Bewegungen des Wassers milchig verschwommen aussehen sollen. Im Folgenden seht ihr ein Bild mit 15 Sekunden Belichtungszeit.

Tanah Lot auf Bali

15 Sekunden Belichtungszeit mit Stativ: Verschwommenes Meer beim Tempel Tanah Lot auf Bali zur blauen Stunde

Ihr seht, wie die Bewegungen des Wassers verschwimmen und alles sehr weich wirkt. Im Vergleich seht ihr dazu eine Aufnahme des gleichen Tempels mit einer Belichtungszeit von 1/200 Sekunde. Alle Bewegungen sind eingefroren.

Tanah Lot auf Bali bei Tag

1/200 Sekunde Belichtungszeit ohne Stativ aus der Hand: Alle Bewegungen sind eingefroren

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„Welche Kamera soll ich mir kaufen?“. Dies ist eine der häufigsten Fragen, die wir gestellt bekommen. Deshalb findest du hier einen ausführlichen Ratgeber zur Wahl der „richtigen Kamera“ und zwar für deinen Einsatzzweck!

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Belichtungszeit Verschlusszeit Kamera Kaufberatung

Fotografieren aus der Hand

Das Fotografieren aus der Hand ist wohl das Szenario, was am häufigsten vorkommt. Die Quelle für Verwacklungen kann hierbei eine zu lange Belichtungszeit sein oder aber wenn man mit einer unruhigen Hand fotografiert.

Letzterem könnt ihr gegensteuern in dem ihr versucht euch einen stabilen Stand beim Fotografieren anzugewöhnen, oder mit zwei Händen zu fotografieren, sprich eine Hand hält die Kamera von unten wie eine Schale, und die andere Hand ist zum Bedienen der Kamera da. Zusätzlich könnt ihr noch die Ellenbogen in die Hüfte drücken, so seid ihr quasi ein menschliches Stativ.

Zum Vermeiden von Verwacklungen aufgrund zu langer Belichtungszeiten gibt es in der Fotografie eine Faustregel, die sich an der verwendeten Brennweite orientiert.

Faustregel Verschlusszeit: Fotografiere mit einer Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit, die mindestens dem Kehrwert der verwendeten Brennweite entspricht.

Hier zwei Beispiele, was das genau bedeutet.

Beispiel Weitwinkel-Objektiv

Ich fotografiere mit einem Weitwinkel mit 20 mm. Der Kehrwert ist 1 geteilt durch 20, also 1/20. D.h. ich stelle mindestens 1/20 Sekunde als Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit ein.

Belichtungszeit Verschlusszeit Skyline Dubai

Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit von 1/20 s: Mit Weitwinkel gerade noch so aus der Hand möglich

Beispiel Tele-Objektiv

Ich fotografiere mit 100 mm. Der Kehrwert ist 1 geteilt durch 100, also 1/100. D.h. ich stelle mindestens 1/100 Sekunde als Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit ein.

Belichtungszeit Verschlusszeit Portrait Bokeh

Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit von 1/4000 s: Kurze Verschlusszeit mit Tele-Objektiv

Bei Weitwinkeln kann man längere Belichtungszeit bzw. Verschlusszeiten nutzen und bei Tele-Brennweiten müssen diese kürzer sein. Warum ist das so?

Da man mit Tele-Brennweiten viel mehr aus großer Entfernung heranzoomt, ist es natürlich logisch, dass schon minimale Bewegungen, die ich an der Kamera vollführe, größere Auswirkungen auf den Bildausschnitt haben, als bei einem Weitwinkel, wo sowieso schon fast alles mit auf dem Bild ist.

Ihr könnt euch das folgendermaßen vorstellen: Stellt euch ein sehr langes Rohr vor (= lange Brennweite), dass ihr von eurem Körper wegstreckt. Bereits minimale Bewegungen lassen das Rohr am langen Ende sehr groß ausschwingen. Bei einem kurzen Rohr (= kurze Brennweite), sind die Auswirkungen nicht so groß.

Wenn man sich an diese Belichtungszeit-Faustregel hält, sollte man bei einer ruhigen Hand scharfe Bilder ohne Verwackler hinbekommen.

Wir gehen aber lieber auf Nummer sicher und wählen den doppelt so schnellen Kehrwert (also statt 1/100 s, 1/200 s) oder gar noch kürzere Belichtungszeiten um die Gefahr von Verwacklern oder Bewegungsunschärfe komplett auszuschließen.

Unsere Empfehlung: Möchtet ihr keinerlei Bewegungsunschärfe oder Verwackler, fotografiert lieber mit einer Verschlusszeit von mindestens 1/250 s! So seid ihr auf der sicheren Seite.

Belichtungszeit Praxisteil

Die beste Theorie bringt einem nichts, wenn man es nicht selbst ausprobiert und seine Erfahrungen sammelt. Schnapp dir daher deine Kamera und probiere Folgendes aus:

1. Manuellen Modus einstellen

Belichtungszeit Blendenautomatik

Hier musst du den manuellen Modus “M” auswählen

Stelle deine Kamera in den manuellen Modus M. Wähle für die Blende die größtmögliche Öffnung und stelle für den ISO-Wert deine Kamera auf Auto.

Du hast deine Kamera nun so eingestellt, dass die Belichtung des Bildes immer die gleiche sein sollte und du dich voll und ganz dem Verändern der Verschlusszeit widmen kannst.

2. Belichtungszeit verändern in heller Umgebung

Belichtungszeit Blendenwahlrad

Mit dem Wahlrad kannst du die Verschlusszeit verändern

Um die Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit zu verändern musst du entweder vorne am Wahlrad deiner Kamera drehen oder aber wenn deine Kamera auch hinten ein Wahlrad bietet, hinten.

Häufig ist es so, dass bei Kameras mit nur einem Wahlrad zum Verändern der Verschlusszeit zusätzlich ein Knopf während des Drehens gedrückt gehalten werden muss (ähnlich dem Groß schreiben auf einer Tastatur und dem Halten der Shift-Taste). Schaue hier in der Bedienungsanleitung deiner Kamera nach.

Belichtungszeit Kamera Display Blende

Auf dem Kameradisplay siehst du die Einstellungen: Blende, Belichtungszeit und ISO

Fotografiere einmal aus der Hand mit einer Verschlusszeit von 1/20 s und einmal mit 1/250 s. Bereits beim Auslösegeräusch bemerkst du einen großen Unterschied. Das Klicken bei 1/20 s ist viel länger als bei 1/250 s.

Vergleiche das Ergebnis der beiden Bilder und schau ob das Bild bei 1/20 s unschärfer ist als bei 1/250 s. Ist das nicht der Fall, besitzt du eine sehr ruhige Hand und kannst auch mit längeren Belichtungszeiten verwackelfrei fotografieren. Beachte aber immer, dass es bei langen Belichtungszeiten bzw. Verschlusszeiten auch immer zu Bewegungsunschärfen der Motive kommen kann.

3. Verschlusszeit verändern in dunkler Umgebung

Nun versuche Schritt 2 auch noch einmal in einer dunklen Umgebung. Du wirst merken, dass bei 1/250 s die ISO Automatik an ihre Grenzen kommt und den maximalen ISO Wert einstellen wird. Das hat ein Rauschen zur Folge, was dem Bild nicht unbedingt gut tut oder das Bild kann sogar zu dunkel sein. Mit einer längeren Belichtungszeit wie etwa 1/20 s wird der ISO-Wert nicht so schnell an sein Maximum kommen, jedoch wird es sehr wahrscheinlich verwackelt sein.

Fazit Belichtungszeit

Die meisten unscharfen Fotos resultieren aus einer zu langen Belichtungszeit und Verwacklern. In diesem Artikel hast du erfahren wie der Verschluss einer Kamera funktioniert und den Zusammenhang von Belichtungszeit, ISO-Wert und Blende kennengelernt. Mit der Faustformel zum Einstellen der Belichtungszeit und unseren Empfehlungen sollten nun unscharfe Fotos der Vergangenheit angehören. Mit der Zeit entwickelst du ein Gefühl dafür, welche Belichtungszeiten bei welchen Brennweiten verwacklungsfrei möglich sind.

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